Gestern standen hier noch fünf Teelichter
Haben Sie das auch schon gehört oder erlebt? “Das packe ich ein, das habe ich gezahlt”. Und schwupps landen alle Fläschchen aus dem Hotelbad im Koffer. Was sonst noch alles so mit nach Hause genommen wird und wie wir im Maximilians damit umgehen, erfahren Sie hier.
Das “manager magazin” hat kürzlich eine Liste der in Hotels am meisten “eingepackten” Dinge veröffentlicht. Dass dies offensichtlich weltweit gang und gäbe ist und immer mehr zunimmt, finden wir sehr schade! Und nehmen den Bericht des MM daher zum Anlass für einen weiteren Blick hinter die Kulissen des Hotels:
Die gute Nachricht vorweg…
… die meisten unserer Gäste sind ehrlich! Seit unserer Eröffnung am 14. März haben wir über 4.000 Übernachtungen gezählt. Und auch schon viele Stammgäste gewonnen. Diese schätzen vor allem die liebevollen Details und hochwertigen Produkte im Maximilians. Und, dass bei uns alles etwas anders und individueller ist, als in großen Kettenhotels. Boutique eben!
Unsere Philosphie
Wir vertrauen unseren Gästen. Deshalb haben wir für sie zum Beispiel die Maxibar aufgestellt. Hier liegen rund um die Uhr ausgewählte Weine, Bier, alkoholfreie Getränke, Knabbereien usw. bereit. Und unsere Gäste nehmen dies sehr gerne an. Gerade heute wurde die Idee wieder gelobt.
Nach unserer Beobachtung wurde bislang auch (fast) alles gezahlt, was daraus verzehrt wurde.
Wir haben bewusst gute Holzkleiderbügel in den Zimmern. Dazu hochwertige Kosmetik von Puro aus – wie wir finden – sehr schönen Spendern. Diese werden von uns nachgefüllt, denn Nachhaltigkeit und Vermeidung von Verpackungen gehören ebenfalls zu unserer “Mission”.
Und auch nach unseren Zahnputzbechern haben wir lange gesucht. Dann haben wir bei ASA schöne Trinkbecker aus Keramik gefunden. Die Farbe passt perfekt. Und Sie sehen auch noch aus wie Dubbebecher. Bingo!
Wir bekommen viele Komplimente und Lob. Gerade die Vielreisenden erkennen die Details. Oft werden wir auch nach den Bezugsadressen gefragt. Unsere Boxspringbetten z.B. interessieren viele. Auch der Hersteller des Nachtleitsystems wird oft nachgefragt. Oder die Vorhänge und die schönen Rauch-Glasvasen von Zwiesel 1872. Unseren Robocop-Entsafter haben sich zwei Gäste auch schon gekauft. Die Weine sowieso. Ein Schweizer Gast hat sogar nach der Adresse für unsere Berkel gefragt. Wir sind sicher, er hat inzwischen eine. Dieses Interesse freut uns natürlich sehr. Daher geben wir die Adressen unserer Lieferanten gerne weiter.
Zu früh gefreut. Das sind alles Dinge, die nur schwer in einen Koffer passen…..
Autsch
Also auch uns erwischt es bereits nach wenigen Wochen. Immer wieder fehlen ganze Flaschen von unserer wundervollen Kosmetik. Kleiderbügel sowieso. Auch die Zahnputzbecher bekommen Beine. Besonders dreist: vom Tresen in unserem “Max28 – Weinbar” fehlen seit heute zwei blaue Teelichter von Zwiesel Kristall. Die sind wirklich wunderschön, deshalb haben wir sie ausgesucht. Herr Hammer vom benachbarten Optikgeschäft hat uns schicke Holz-Lesebrillen in verschiedenen Stärken für unsere Gäste zur Verfügung gestellt. Auch diese verschwinden sang- und klanglos vom Rezeptionstresen. Schade für die Gäste, denen wir nun nicht aushelfen können. Die zum Lesen für unsere Gäste ausgelegten Feinschmecker-Exemplare und Literatur zum Thema “Genuss in der Pfalz” sind allesamt verschwunden usw. usw.
Was tun
Wir haben nun Aufsteller in den Gäste-Bädern und Hinweise in der Lobby, dass unsere Gäste die Kosmetik und die “Dubbe-Becher” gerne kaufen und ihren Lieben oder sich selbst als Andenken mitnehmen können. Und zwar mit guten Gewissen. Die ersten Flaschen Seife haben wir schon verkauft 🙂
Außerdem glauben wir, dass so die Hochwertigkeit erkannt wird und die “Hobby-Langfinger” doch nachdenklich werden. Denn was ist die Konsequenz?
Aussichten
Dann sehen irgendwann alle Hotels gleich aus: in Plastiktüten verpackte Einwegzahnbecher, Minifläschchen Duschbad & Co., fest montierte unhandliche Hotelföne, diebstahlsichere und unpraktische Kleiderbügel usw. Und unsere Maxibar wird nachts abgeschlossen.
Oder die Hoteliers preisen den “Schwund” ein und die Hotelzimmer werden teurer. Denn es ist eben nicht vom Gast bezahlt! Und kann daher auch nicht eingepackt werden! Bezahlt ist, dass in den Zimmern Kleiderbügel, Föne, Kosmetik, Handtücher, Bademäntel etc. zur Benutzung vorhanden sind.
Neben dem finanziellen Verlust schmerzt uns als Privathoteliers natürlich besonders die persönliche Enttäuschung. Das ist vielleicht nicht für jeden nachvollziehbar, aber es fühlt sich wirklich nicht gut an. Auch unsere sehr engagierten Mitarbeiterinnen sind darüber persönlich enttäuscht.
Wir haben viel Liebe, Energie, Ideen und natürlich Geld in unser Herzensprojekt gesteckt. Wir schätzen unsere Gäste und haben zu vielen bereits ein richtig angenehmes, gutes und fast privates Verhältnis.
Dann passieren so schöne Dinge:
- Ein Gast kauft uns spontan beim Frühstück ein violettes Teelicht von seinem Tisch für seine Frau zum Geburtstag ab. Sie fand es so schön und er möchte sie überraschen.
- Ein vermisstes gelbes Teelicht taucht in einem Gästezimmer wieder auf. Da hat es sich jemand am Abend gemütlich gemacht. Ich habe kurze Bedenken wegen des Brandschutzes, bin aber nur froh, doch nicht bestohlen worden zu sein. So fühlt es sich einfach besser an.
- Ich bekomme einen dicken Brief. Drin ist eine unserer Zimmer-Informationsmappen und ein Brief mit einer Entschuldigung. Die Mappe hatte irgendwie den Weg in den Koffer des Gastes gefunden und dieser hat das erst beim Auspacken zu Hause bemerkt. Wie schön: er hat einen Brief geschrieben, die Mappe verpackt und zur Post gebracht. Nicht selbstverständlich. Danke dafür!
- Am letzten Wochenende kommt ein Gast zu mir und teilt mir mit, dass er vergessen hat die Flasche Wasser gestern mit auf seinem Zettel von der Maxibar zu schreiben. Er möchte sie natürlich bezahlen.
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Unser Fazit
Im “normalen” Leben außerhalb von Hotels sind die meisten Menschen doch auch keine Diebe. Ja: es ist und bleibt Diebstahl. Auch wenn sich das für manche im unbeobachteten Hotelzimmer offensichtlich anders anfühlt. Es ist Diebstahl. Den jemand anderes bezahlen muss. Wir würden uns sehr freuen, wenn alle darüber mal nachdenken würden.
Wir selbst denken weiterhin positiv und hoffen auf ausnahmlos ehrliche Gäste. Wie gesagt, die meisten sind es ja. Vielleicht finden wir die beiden blauen Teelichter aus dem “Max28” ja auch noch irgendwie, irgendwo (oder sie uns???). Und die nächste Liste im “manager magazin” ist halb so lang. Wer weiß…….
In diesem Sinne wünsche ich allen eine gute Woche mit schönen Erlebnissen und angenehmen Begegungen.
Ihre
Petra Hirsch
vom Maximilians Boutique-Hotel in Landau
Ja, es ist leider diese persönliche Enttäuschung. Man bekommt von vielen Seiten ein Lob, schön, dass viele noch ein “Auge fürs Detail” haben, und dann fühlt man sich so geohrfeigt, da man dann wieder in solchen Situationen – wie etwa Diebstahl – so überhaupt keine Wertschätzung erfährt !
Hier ist wirklich Durchhaltevermögen angesagt.
Mögen die positiven Feedbacks immer deutlich höher sein als die negativen Erfahrungen.
Damit ihr bleibt wie ihr seid – einzigartig !!
Danke liebe Sabine für diese lieben Worte.
Wir sitzen ja “im selben Boot” mit euch. Als unsere Nachbarn mit eurem schönen Cafe.
Daher wünschen wir euch auch weiterhin viele anerkennende Gäste 🙂
Ich wünsche euch, dass nur noch ehrliche Gäste den Weg zu euch finden! Denn ich fände es auch schade, wenn ihr aufrgrund zunehmender Diebstähle alles festnageln müsstet. Damit haben ja auch die ehrlichen Gäste das Gefühl, dass man ihnen nicht traut. Ich ärgere mich auch oft über festverschraubte Föne, wenn das Kabel dann zu kurz ist und ich in meiner Bewegungsfreiheit beim Fönen eingeschränkt bin.
Wenn ein Hotelgast Bügel oder Kosmetikflaschen aus dem Zimmer klaut, weiß man doch, wer es war. Das Zimmermädchen merkt es dann doch gleich beim Saubermachen, oder? Schickt ihr dem dann nicht einfach eine Rechnung hinterher? Wird natürlich bei Diebesgut wie den Teelichtern aus der Bar oder Getränke aus der Maxibar schwierig, weil man ja nicht weiß, wer’s war.
Liebe Andreas,
ja, das wünschen wir uns auch. Und wie gesagt: die meisten sind es ja auch. Und viele unserer Gäste sind auch empört, wenn ich ihnen darüber berichte.
Die Idee ist gut. Die hatten wir auch. Wir haben nette Briefe geschrieben nach dem Tenor “… wie schön, dass Ihnen unsere Produkte so gut gefallen. Bitte überweisen Sie doch den Betrag ……”
Es kamen ausnahmslos Beschwerdeanrufe mit den Aussagen “Das waren wir nicht. Als wir das Zimmer verlassen haben, war alles da.”.
Das müssen wir glauben und sparen uns jetzt diese Briefe.
Wir hoffen einfach auf Vernunft und Anerkennung.
Gerade heute hat ein Gast, der zum ersten Mal im Maximilians war, beim check out ungefragt begeistert das Haus und insbesondere die liebe- und geschmackvollen Details gelobt.
So kann es bleiben 🙂